Ein Mann aus Somaila kauert verzweifelt vor den Kadavern seiner verendeten Tiere

UN: Hungersnot ist größte Krise in der Geschichte der Vereinten Nationen

Über 20 Millionen Menschen droht aktuell im Jemen, Südsudan, Somalia und Nigeria der Hungertod - darunter 1,4 Millionen Kinder. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist es die größte Krise in ihrer Geschichte. Der dringende Appell der Hilfsorganisationen: Jetzt werden dringend Spenden benötigt.

Die Krise im Kurz-Überblick

  • UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien:
    Es droht rund 20 Millionen Menschen in vier Ländern der Hungertod – im Jemen, Südsudan, Somalia und Nigeria.
  • Betroffen sind etwa 1,4 Millionen Kinder.
    (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
  • Gründe sind eine schwere Dürre am Horn von Afrika im Osten des Kontinents, sowie Bürgerkriege.
  • Für den Südsudan wurde am 20. Februar offiziell eine Hungersnot ausgerufen – also die höchste Warnstufe. Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass zu einer derart drastischen Maßnahme gegriffen wurde.
    (Quelle: Plan International)
  • „Menschen werden schlicht und einfach den Hungertod sterben“, sagte UN-Nothilfekoordinator O’Brien am 10. März vor dem Weltsicherheitsrat.
  • Die Vereinten Nationen seien mit der größten humanitären Katastrophe seit ihrer Gründung konfrontiert – also seit 1945.
  • „Die Lage für die Menschen in diesen Ländern ist schrecklich und ohne eine große internationale Reaktion wird sie noch schlimmer”, so der Nothilfekoordinator.
  • Es wird ein Betrag in Milliardenhöhe benötigt, um der Region zu helfen. Mehrere Hilfsorganisationen rufen daher dringend zu Spenden auf.

Weltspiegel extra: "Hunger in Ostafrika" / veröffentlicht am 11.04.2017

ZDF frontal21: "Hungersnot in Afrika" / veröffentlicht am 11.04.2017

Der schnelle Weg zu spenden

Um schnell helfen zu können, haben sich 23 deutsche Hilfsorganisationen zu “Aktion Deutschland Hilft” zusammengeschlossen. (Welche Organisationen das sind, erfährst du hier.)

Das Bündnis trägt das DZI-Spendensiegel und erfüllt die Auflagen des Deutschen Spendenrates sowie der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. (Warum das drei Zeichen für Seriösität sind, erfährst du hier.)

Klassisch per Überweisung spenden

Du kannst aber natürlich auch klassisch per Überweisung spenden.
Hier das Spendenkonto:

Aktion Deutschland Hilft

IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30
BIC: BFSWDE33XXX
Bank für Sozialwirtschaft

Stichwort: Hilfe für Afrika

Stimmen: So schlimm ist die aktuelle Krise

Unsere Mitarbeiter vor Ort berichten mittlerweile von Kindern, die sogar Gras, Blätter und Holz essen, weil sie so hungrig sind.

- UNICEF

Das ist eine der größten humanitären Katastrophen, die sich aktuell vor unseren Augen abspielt. Millionen von Kindern leiden an Hunger und viele von ihnen sind vom Hungertod bedroht. Wir müssen jetzt handeln, um Leben zu retten.

- Roland Angerer, Regionaldirektor bei Plan International für das östliche und südliche Afrika

Wir sehen ähnliche Warnsignale wie 2011, als mehr als 260.000 Menschen während der Hungersnot in Somalia starben. Wir dürfen auf keine Fall warten, bis uns die Bilder sterbender Kinder erreichen.

- Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland-Luxemburg

Wir haben viele Kinder und auch schwangere Frauen gesehen, die in extrem schlechter Verfassung waren. Die Situation ist sehr, sehr ernst.

- Angelika Böhling, Pressesprecherin Kindernothilfe

Selten habe ich so viele ausgezehrte Menschen gesehen. Vor allem die alten Frauen machen den Eindruck, als hätten sie aufgehört zu essen, damit für die Jüngeren mehr übrig bleibt.

- Jutta Himmelsbach, Misereor-Expertin für Wasser

Ich sehe mit eigenen Augen, wie die Menschen hier innerhalb von wenigen Monaten an Gewicht verloren haben. Die Zeit drängt.

- Sebastian Kämpf, Entwicklungsberater von Misereor

Die Situation verschlechtert sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Not ist extrem groß.

- Margaret Schuler, Regional-Chefin bei World Vision für Ost-Afrika

Fast ein Zehntel der Kinder, die wir in unseren Kliniken behandelt haben, sind in einem lebensbedrohlichen Zustand. Diese Zahlen sind sehr beunruhigend.

- Nicolas Peissel, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan

Eine Katastrophe solchen Ausmaßes hat es in der Gegend noch nie gegeben.

- Kathryn Taetzsch, Leiterin Humanitäre Hilfe für World Vision am Tschad-See

In Ostafrika bahnt sich eine Hungerkatastrophe verheerenden Ausmaßes an.

Deutsche Welthungerhilfe

Was bedeutet es genau, wenn von einer Hungersnot gesprochen wird?

Der Begriff “Hungersnot” wird nicht immer trennscharf verwendet.

Die Vereinten Nationen haben jedoch gemeinsam mit mehreren Hilfsorganisationen und staatlichen Einrichtungen der EU und der USA eine Klassifizierung zu dem Thema erarbeitet - die Integrated Food Security Phase Classification (IPC). (Quellen: Wikipedia, IPC)

Demnach gibt es fünf Stufen:

1

Ernährung ist generell gesichert

2

Moderate Ernährungssicherheit

3

Akute Krise in Bezug auf Essen und Lebensgrundlage

4

Humanitärer Notfall

5

Humanitäre Katastrophe / Hungersnot

Die fünfte Stufe ist die schlimmste - also der Worst Case.

Sie kann von Regierungen ausgerufen werden, um die Weltgemeinschaft über die Notlage zu informieren. Häufig übernehmen das jedoch die Vereinten Nationen, vor allem wenn die Regierung eines Landes ihren Aufgaben nicht in angebrachtem Maß nachgehen kann oder will.

Doch was muss erfüllt sein, damit Stufe 5 eintritt und eine Hungersnot ausgerufen werden kann? Da sind sich die Quellen nicht ganz einig. Folgende Kriterien lassen sich finden:

  • Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben kaum Zugang zu Nahrungsmitteln und nehmen pro Person sehr viel weniger als die vom Körper benötigten 2100 Kilokalorien am Tag zu sich.
  • Mindestens 30 Prozent der Bevölkerung sind akut unterernährt.
  • Pro Person stehen weniger als vier Liter Wasser am Tag zur Verfügung.
  • Mindestens zwei von 10.000 Menschen (oder vier von 10.000 Kindern) sterben täglich an Nahrungsmangel.
  • Ein großer Teil der Bevölkerung hat die gesamte Lebensgrundlage verloren und sieht keine Möglichkeit, ein Einkommen zu erwirtschaften.

Dass von verschieden Stellen unterschiedliche Kriterien genannt werden, liegt an der Komplexität des Themas. Die zugrunde liegende Integrated Food Security Phase Classification richtet sich an Wissenschaftler. Die Folge: Die Statistiken und Fachbegriffe sind für Laien schwer nachvollziehbar. Um das Ganze verständlicher zu machen, verwenden die verschiedenen Veröffentlichungen eine einfache Sprache und nennen oftmals nur die Zusammenhänge, mit denen auch "normale" Menschen etwas anfangen können.

Falls du es genau wissen willst, dann schaue dir Seite 13 in diesem PDF-Dokument an.

Auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen beschränkt sich lediglich auf diese drei Kriterien:

  • Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben zu wenig zu essen (weniger als 2100 Kilokalorien pro Tag).
  • Mindestens 30 Prozent der Kinder sind akut unterernährt.
  • Mindestens zwei von 10.000 Menschen sterben täglich an Nahrungsmangel.

Dies ist derzeit offiziell im Norden des Südsudans der Fall - am 20. Februar 2017 wurde eine Hungersnot ausgerufen.

Quellen: World Food Programme, Aktion Deutschland Hilft, Wikipedia

Die Krise in den einzelnen Ländern/Regionen

Die Vereinten Nationen haben in ihrem aktuellen Appell an die Weltgemeinschaft vier Länder genannt, die derzeit dringend Hilfe benötigen: Jemen, Südsudan, Somalia und Nigeria. Je nach Quelle unterscheiden sich die Infos, wie viele Menschen jeweils betroffen sind und wie schlimm die Situation vor Ort genau ist. Hier ein kompakter Überblick:

Jemen

Die Lage der Bevölkerung im Jemen ist unmenschlich: Es fehlt den Menschen an allem - Wasser, Nahrung, Medikamente und Schutz. Quelle: UNICEF

Nach UN-Angaben sind rund sieben Millionen Menschen akut unterernährt. Quelle: Süddeutsche Zeitung

14,4 Millionen Menschen hungern. Mehr als 462.000 Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt. Das Gesundheitssystem ist kaum noch funktionstüchtig. Über 3 Millionen Menschen sind im Land vor Kämpfen auf der Flucht. Insgesamt brauchen 70 Prozent der Bevölkerung - das sind 17 Millionen Menschen - dringend Hilfe. Quelle: CARE 1, CARE 2 (PDF)

 

Weltspiegel zum Bürgerkrieg im Jemen - und Hunger als Waffe; Quelle: ARD

 

Arte-Sendung “Mit offenen Karten” erklärt den Konflikt; Quelle: ARTE

Südsudan

Im Südsudan ist die Lage nach einem Bericht des UN-Büros für Humanitäre Hilfe (UNOCHA) prekär. Mindestens eine Million Menschen stünden an der Schwelle zur Hungersnot, mindestens 5,5 Millionen Menschen sind laut UN auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Im Südsudan benötigen nach Angaben von World Vision inzwischen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung lebenserhaltende Hilfe. Quelle: World Vision

Im Januar haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen hohe Mangelernährungsraten unter Kindern in den Regionen Dablual und Mirniyal im Norden des Bezirks Mayendit festgestellt. 25 Prozent der Kinder unter fünf Jahren waren akut mangelernährt, bis zu 8,1 Prozent von ihnen schwer. Quelle: Ärtze ohne Grenzen

Somalia

Allein in Somalia sind nach UN-Angaben mehr als sechs Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - in Folge einer schweren Dürre auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mangels sauberen Trinkwassers ist die Cholera ausgebrochen, mehr als 7700 Fälle wurden den UN zufolge in den vergangenen zwei Monaten dokumentiert. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Tagesschau / veröffentlicht am 26.02.2017

 

Nigeria

Kenia steht laut UN-Angaben eine Hungersnot bevor: Im Moment sind dort 2,7 Millionen Menschen betroffen. Diese Zahl könnte jedoch bereits im April die 4-Millionen-Marke erreichen. Quelle: Vereinte Nationen

Dürre in Ostafrika

22 Millionen Menschen in Ost-Afrika - die Hälfte davon Kinder - sind von der Krise betroffen, teilt die Hilfsorganisation World Vision mit. Tausende Kinder sind inzwischen so unterernährt, dass sie kaum noch ansprechbar sind.

"Die Situation ist das Resultat von Konflikten, Dürren, gescheiterter Wirtschaftspolitik und Migration", betont Margaret Schuler, World Vision Regional-Chefin für Ost-Afrika.

In Äthiopien, Kenia und Somalia erleben die Menschen die schlimmste Dürre seit 10 Jahren. In einigen Regionen hat es seit 3 Jahren nicht geregnet. Mehr als 15 Millionen Menschen essen nicht mal mehr einmal am Tag. Quelle: World Vision

Sechs Millionen Menschen sind im Südsudan dem Hunger schutzlos ausgeliefert und in Kenia, Somalia und Äthiopien brauchen mehr als 17 Millionen Menschen Ernährungshilfe, darunter über 680.000 Schwangere. Quelle: CARE

Nach der Hungerkrise im Jahr 2011 gab es auch letztes Jahr erneut den traurigen Rekord einer der schlimmsten Dürren seit Jahrzehnten. Das zweite Jahr in Folge hat es nicht oder zu wenig geregnet. Quelle: Welthungerhilfe

Hier geht es zu einem Beitrag im ARD Weltspiegel vom 2. April 2017.

Hintergründe zu Dürre und Klima in Ostafrika; Quelle: Spektrum

Hintergrund zu Bedarf an Nahrungsmitteln; Quelle: Die Zeit

Infos / Spendenmöglichkeiten einzelner Hilfsorganisationen

Viele deutsche Hilfsorganisationen rufen derzeit zu Spenden auf, um der aktuellen Krise zu begegnen. Wir wollen keine Empfehlung für einzelne aussprechen. Für unseren Ayoya-Spendenratgeber haben wir uns jedoch angeschaut, woran sich die Seriösität einer Spendenorganisation erkennen lässt. Bei den folgenden Organisationen gehen wir davon aus, dass du ihnen vertrauen kannst, da sie grundlegende Kriterien erfüllen.

Wir haben Infos zusammengetragen, wie die Organisationen die Lage jeweils einschätzen, wo sie Schwerpunkte setzen und wie sie helfen wollen. Du findest zudem einen direkten Link in den jeweiligen Online-Spendenbereich.

Ob und wem du Geld spenden möchtest, musst du dann letztlich selbst entscheiden.

Aktion Deutschland Hilft

Infos:

Spenden:

  • Direkt zum Online-Spendenbereich geht es
    hier
    .

Ärzte ohne Grenzen

Infos:

Spenden:

  • Nur freie Spenden sind möglich. Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Care

Infos:

Spenden:

  • Freie Spende, Spende für Nothilfe Afrika und Nothilfe Jemen sind möglich. Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Deutsche Welthungerhilfe

Infos:

Spenden:

  • Freie Spende / Nothilfe Hunger in Afrika. Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Kindernothilfe

Infos:

Spenden:

  • Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Misereor

Infos:

Spenden:

  • Freie Spende / Hilfe für Ostafrika. Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Oxfam

Infos:

Spenden:

  • Freie Spenden / für einzelne Länder. Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Plan

Infos:

Spenden:

  • Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

UNICEF

Infos:

Spenden:

  • Direkt zum Online-Spendenbereich "Hunger in Afrika" geht es hier.
  • Direkt zum Online-Spendenbereich "Nothilfe Jemen" geht es hier.

World Vision

Infos:

Spenden:

  • Direkt zum Online-Spendenbereich geht es hier.

Beitrags-Bild: In Somalia erleben die Menschen die schlimmste Dürre seit 10 Jahren. (Quelle: World Vision)